Monday, December 24, 2012

מה לעשות!? - Was will man machen!?

Mist, schon wieder 14 Tage nichts geschrieben, wie ärgerlich... Naja, die interessantesten Sachen sind sowieso letztes Wochenende passiert.


Am Dienstag nach dem letzten Blogeintrag sollte ich eigentlich einen Vortrag über den Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten von 1979 halten. Da ich als letzte von vier Vortragenden dran gewesen wäre, hat es aber leider nicht geklappt und die ganze Aufregung war umsonst. Hab's dann ne Woche später gemacht auf Wackelpudding-Knien und tatsächlich war es anscheinend gar nicht so schlecht.
Mittwochs war ich wieder im Tierheim, da war richtig was los, da die Schulen an Chanukka frei haben und die viele Schüler_innen aushalfen. Es war fast schon ein bisschen chaotisch.

Bestimmt sind in der Woche auch interessante Dinge passiert, aber ich kann mich nicht erinnern, so toll wird's also nicht gewesen sein.

Am Freitag wollten Greta und ich uns eigentlich mit Elisa auf dem Weihnachtsmarkt in Nazareth treffen, aber das Ganze wurde dann auf Samstag verschoben. Samstag fiel uns aber leider auf, dass zwar trotz Shabatt ein Bus fuhr, wir aber nicht wussten, wo zur Hölle diese Haltestelle zu finden sei. Wir wollten schon alles abblasen, bis Elisa ihren Begleiter Jonathan überredete, uns mal eben aus Haifa abzuholen (etwa 1 Stunde Umweg). Auf dem Weihnachtsmarkt trafen wir noch William, einen Freund von Jonathan, und auch Dror kam noch spontan vorbei, er war vorher in Tiberias gewesen. Auf dem großen Platz in der Innenstadt stand ein riiiiesiger Weihnachtsbaum und eine große Bühne, von der zwischen Bespaßung auf Arabisch auch Weihnachtslieder erklangen. "Stille Nacht, Heilige Nacht" und "Jingle Bells" auf Arabisch, wunderschön. Es kam sogar ein kleines bisschen Weihnachtsstimmung auf. Da es jedoch an Glühwein mangelte, hielten wir uns an palästinensisches Bier, was vielleicht nicht die beste Alternative war.

WEIHNACHTEN!!!

 Dror als einziger Jude unter Weihnachtsverrückten Christen - daher der Gesichtsausdruck...

Weihnachtsmarkt <3

William, Frauke, Greta, Elisa, Jonathan

Der Weihnachtsmann ist in Nazareth!

Chanukkiah

Dror fuhr Greta und mich eiskalt nach Hause, der Gute, sodass wir uns die ewige Busfahrt sparten - die Verbindungen nach Haifa sind zwar gut, aber vom Busbahnhof downtown dauert es immer ewig bis zur Uni.
Am Sonntag ging es dann früh raus, wir hatten eine Study Tour von "Contemporary Israel" mit dem einen und einzigen Yisrael Neemann, dem witzigsten Prof den ich habe. Leider fand der Trip in den Golanhöhen statt, wo es zwar schön, um diese Jahreszeit aber auch sehr kalt ist. Aus nicht allzu weiter Ferne sahen wir den Schnee auf dem Berg Hermon.
Mittags kehrten wir in ein drusisches Dorf ein, dort aßen wir Falafel, verschiedene Salate, Humus - was das Herz begehrt. Arabische Restaurants sind einfach die besten!

Nachdem wir einen Bunker und das "Tal der Tränen" besucht hatten und uns mit dem 6-Tage-Krieg und dem Yom-Kippur-Krieg beschäftigt hatten, fuhren wir noch zur Golan Winery, einem koscheren Weingut. Wir wurden herumgeführt und erhielten Einblicke in die verschiedenen Stadien der Weinherstellung. Anschließend gab es eine kleine (eher primitive) Weinprobe; in aller Eile wurden uns 3 verschiedene Weine (weiß, rot, weiß) aus dem gleichen Glas gereicht, dann wurden wir in den Verkaufsbereich gescheucht. Da der Cabernet Sauvignon aber wirklich gut war, ließ ich mir ein Fläschlein nicht entgehen, außerdem kaufte ich noch einen Dessertwein, njamm njamm.



Middach

 Wie jetzt, kalt, Alex!?


 Yisrael und das Stundierendenfüttern

Grenze zu Syrien

Im Drusendorf

Bunker

Weinverkostung

Libanon


Einen Katzensprung von Syrien entfernt: Avery und Zoe


Der Hermon


Als wir wieder kamen schaffte ich gerade noch ein paar Sätze Hebräisch und eine Runde Tennis, dann fiel ich ziemlich fertig auf meine Matratze.

Am folgenden Montag fuhr ich mit Steffi in die Stadt, nach Wadi Nisnas (der arabische Teil), wo auch viele (arabische) Christen leben. Tatsächlich fand sich hier jede Menge festlicher Schmuck, eine Chanukkiah (der Kerzenhalter von Chanukka) neben einem großen Weihnachtsbaum, wie schön. Ich sprach die ganze Zeit Hebräisch mit allen Ladenbesitzern und Steffi Arabisch. Am Ende besuchten wir noch eine kleine Galerie und trafen eine deutsche Anhängerin der Bahai-Religion, die auf Pilgerreise in Haifa war.

Am Mittwoch fuhr ich abends nach Jerusalem zu Elisa. Ich hatte Weihnachtskekse mitgebracht und wir setzten uns auf eine Bank in der Altstadt, um Kekse zu essen und Bier zu trinken. Danach gingen wir über den Markt und dann eine Suppe essen und Glühwein trinken, im "Maraqia" (zu Deutsch etwa Suppenküche), einem netten alternativen Restaurant mit der besten Linsensuppe, und eben GLÜHWEIN! Wunderbar. Der machte uns beide ziemlich müde, gegen halb zwei waren wir bei Elisa zu Hause. Das war auch ganz gut, weil wir am nächsten Tag eine Tour machten von Jerusalem aus, Treffen um 9.30 Uhr mit Daphne, Aida und Mette. Als wir um drei zurück waren, fuhr ich mit Mette und Aida noch nach Yad Vashem, zur großen Holocaust-Gedenkstätte. Wir hatten etwa 2 Stunden eingeplant, rannten aber nach 3,5 Stunden nur noch durch die Ausstellung, weil Mette den letzten Bus nach Haifa erwischen musste.

Wir nahmen ein Taxi zum Busbahnhof (meine Idee, ich Genie) und Ori rief mich unterwegs an, wann ich käme. Ich wollte ihn in Tel Aviv besuchen abends und sagte, ich würde ihn in etwa einer Viertelstunde anrufen um ihm zu sagen, welchen Bus ich nehme. Wir hatten geplant, ins Kino zu gehen, "Life of Pi", ich freute mich drauf. Aber.

Vorm Eingang jedes Busbahnhofes gibt es eine Sicherheitskontrolle. Als wir ankamen war die Schlange besonders lang. Mette und ich stressten uns, damit sie ihren Bus bekommen würde. Ich verabschiedete mich und ging zu meinem Bus. Vor dem Einsteigen wollte ich Ori anrufen, wobei mir dann auffiel: Zwischen Taxi und Busstation wurde mir leider mein Handy entwendet. Natürlich hatte ich seine Nummer (und überhaupt alle Nummern) nur in dem Handy und war dementsprechend etwas verzweifelt, als klar wurde, dass ich es wohl nicht wieder bekommen würde -  abgesehen davon, dass Ori natürlich ziemlich in Sorge war.
Zum Glück hatte mir ein anderer Freund (Rafael), der auch in der Nähe von Tel Aviv wohnt, mal seine Nummer per Mail geschickt. Mit Hilfe eines super netten Pärchens (tatsächlich waren alle, die ich um Hilfe bat, unglaublich nett) konnte ich diese Nummer dann auch bekommen und schrieb Ori noch eine Nachricht bei Facebook, dass ich um 10 in Tel Aviv sein würde, in de Hoffnung, dass er es sähe. Ich rief meinen Freund in Herzliya an und er versprach, mich abzuholen, wenn Ori nicht auftauchen würde. Natürlich war ich auch hier die Ganze Zeit auf fremde Telefone angewiesen. Der männliche Part des Pärchens bot mir sogar eine Übernachtungsmöglichkeit bei den beiden an, ich wäre also nicht unter die Räder gekommen. Zur Not hätte ich mir ein Hostel organisiert und wäre am nächsten Tag zurück nach Haifa gefahren, aber so hat es ja geklappt.
Ori tauchte auch nicht auf und ich fuhr nach Herzliya, dort wartete ich im strömenden Regen zum Glück mit einer Mitreisenden aus dem Bus und ihrer Mutter im Auto (am Ende standen wir da eine Stunde, weil Rafael eingeschlafen war - zum Glück hatte ich deutsche Schokolade als Entschädigung). Ist auch alles gar nicht so schlimm ohne Handy, aber in der speziellen Situation halt schon. Habe aber einen Haufen witzige und nette Menschen kennen gelernt, ich glaube, das hätte in Deutschland ein bisschen anders ausgesehen.

Mit Rafael und Chen verbrachte ich 1,5 nette Tage, sie halfen mir bei meinen Hausaufgaben, sprachen gaaanz viel Hebräisch mit mir, ich backte Kekse für sie, nahmen mich mit zu einem Schabatt-Dinner, bei dem ich sogar einen eignen veganen Nachtisch bekam (die Hauptgerichte bestanden zu 99% aus Fleisch, aber zum Glück gab es auch Salate). Bei diesem Dinner lernte ich auch Rafaels Cousin kennen, dessen Freund (oder Ehemann?) der neue Apple-Marketing Chef in Israel ist. Deren Wohnung in Tel Aviv kostet im Monat sicher so viel wie eine Eigentumswohnung in Berlin Wedding. Sowohl Chaim als auch sein Mann Nir waren unglaublich witzig. Die Familie ist insgesamt so herzlich, dass ich jedes Mal ganz gerührt bin anschließend.

Samstag abends fuhr ich wieder nach Tel Aviv, wo ich Greta traf, und gemeinsam fuhren wir nach Rishon le Ziyyon zu Dror, der am 23. Geburtstag hat (also Reinfeiern). Da ja Sonntag ein Arbeitstag ist, fuhren viele schon gegen 11, wie lahm! Auch Chen (eine andere Chen) aus Haifa und ihr Freund, die mich eigentlich mitnehmen wollten, fuhren schon so früh, sodass ich spontan entschied, in Rishon zu schlafen. Ich kannte erstaunlich viele Gäste auf der Party und mit Greta unterhielten wir eine große Gruppe auf dem Balkon, die mit jeder Flasche Wein lustiger wurde.
Um kurz nach 12 waren dann tatsächlich kaum noch Leute da, und am Ende saßen nur noch Dror, Greta und ich da, wir spielten Trinkspiele und irgendwann schlief ich auf dem Sofa ein.
Am nächsten Morgen fuhr ich mit Dror zu "HOT Mobile", meiner Handyfirma, und bekam dort eine neue Handykarte mit der gleichen Nummer. Dror fuhr mich dann zum Busbahnhof und ich machte mich gen Haifa auf.
Beim Zwischenstopp in Tel Aviv ging ich wieder in einen Handyladen, den ich schon Donnerstag besucht hatte; der Verkäufer kam freudestrahlend auf mich zu, organisierte mir etwas zu trinken und stellte mich willkürlich KundInnen als seine Freundin vor. Leider hatte das gebrauchte (=geklaute?) Blackberry, dass er mir für 60 Euro verkaufen wollte, Orange Simlock; die anderen Handys kosteten einfach mal das Doppelte des deutschen Preises. Ich entschied, das gleiche Handy wieder in Deutschland zu bestellen und mir schicken zu lassen (zum Vergleich: Das Samsung Galaxy Young kostet in Deutschland 86 Euro und etwa 20 Euro Versand, in Israel kostet es 160 Euro). In der Zwischenzeit lieh mir Lena ein altes Nokia, ich arbeite an der Netzwerkverbindung. Demnächst sollte ich wieder erreichbar sein.

Nach der wöchentlichen Waschaktion konnte ich mich kaum noch dazu durchringen, Hebräisch für den Test am Montag zu lernen und schlief schon gegen halb 11 (Tennis was tatsächlich auf Dienstag verschoben worden, weil Robi keine Zeit hatte, welch glücklicher Zufall). Netterweise wurde ich gegen 3 Uhr wach und konnte nicht wieder einschlafen. Um 6 gab ich auf, stand auf, duschte, schrieb Weihnachts-Emails und freute mich über diese, machte das Weihnachtspaket auf (danke, Mama!) und ging dann zu Hebräisch. Das Nachschreiben wurde auf Dienstag verschoben, ich schlief in der Klasse fast ein und legte anschließend erstmal einen Power-Nap ein. Jetzt ist es halb 7, die Kirche ist bei euch in vollem Gange (bei euch ist es ja ne Stunde früher) und hier ist gar keine Weihnachtsstimmung, morgen ist mein Hebräisch-Test, ich bin müde und ich hab aus unerfindlichen Gründen Bauchweh. Praktischerweise bin ich auf ein Weihnachtsessen eingeladen.

Macht euch alle eine wunderbare Weihnachts -  und Silvesterzeit! Ich drücke euch und freue mich wahnsinnig auf euch (auch wenn ich jetzt noch nicht ganz direkt hier weg will ;) ).

Ich denke an euch! Bis bald!

Eure Frauke



P.S.: Kurz was zu der Überschrift: Das wird "Ma La'aßot" ausgesprochen und heißt wörtlich "What to do", also in etwa "was kann man machen". Das ist son bisschen die Lebensphilosophie hier, habe ich das Gefühl, und das gefällt mir eigentlich ganz gut. Ma la'aßot, so ist das eben, und weiter geht's. Angewandt auf den Lebensalltag hier definitiv zu empfehlen!

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