Monday, December 10, 2012

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal...

Bei dem Jerusalem-Bericht sind jetzt auch Fotos drin! Siehe unten...

Ein Wochenende in Jordanien -  was hatte ich mich darauf gefreut! Nach dem ganzen MidTerm-Krams wurde das auch Zeit! Aber von vorne...

Letzten Montag hatte ich mein MidTerm für „Jewish Ethnic Groups in Israel“, hab ich schon wieder bekommen, 94%, hihi! Hebräisch habe ich auch zurück, 91%. Übrigens sind beide Ergebnisse im Mittelfeld, die bewerten hier anscheinend sehr großzügig.
Dienstag machten Steffi, Lisa-Marie und ich Pläne für eine Ägyptenreise, die aber wahrscheinlich nicht stattfinden wird. Mittwoch dann fuhr ich morgens ins Tierheim, ach wie schön, und gemeinsam mit einem anderen Volunteer führte ich die Hunde aus. Das ist ganz schön anstrengend, weil die natürlich unter Bewegungsmangel leiden und sich total freuen, wenn man zu ihnen kommt, also springen sie an einem hoch und es dauert, bis man sie an der Leine hat. Es klappte nicht alles ganz nach Plan, aber so ließ ich eine der Hündinnen eben ohne Leine mitlaufen, das hat auch gut geklappt. Meine Lieblingshünding, eine Schäferhund-Dame mit nur einem Auge, und ihre beste Freundin, eine schwarze, ebenfalls riesige Mischlingshündin, bekamen eventuell noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit als die anderen.
Es ist immer ziemlich lustig, wie die anderen Volunteers (in der Regel von der Army-Base nebenan, also muskelbepackte Soldaten) mich immer in die Gehege vorschicken, damit ich die Hunde anleine, weil die sich nicht trauen. Und die nehmen immer nur einen Hund mit, ich in der Regel zwei, damit ich mehr schaffe in der kurzen Zeit. Sind leider doch ziemlich viele Hunde.
Ich arbeite an einem Kooperationsprojekt mit Fressnapf in Ibbenbüren und Lengerich, wenn das klappt, sammeln die demnächst Spenden für das Tierheim. Daumen drücken!
Der andere Volunteer nahm mich bis ins untere Stadtzentrum namens Nesher mit, wo ich in meinen Lieblings-Bioladen ging und neben Tofu-Frischkäse auch riiiesige Granatäpfel kaufte, njamm njamm.
Leider machen die immer so gelbe Finger...
Mittwoch abends nach dem Tennis traf ich mich mit Greta, mit der ich zusammen Hebräisch in Berlin studiert habe, auf ein Fläschlein Wein am Karmel-Center. Sie hatte noch viel verrücktere Sachen erlebt als ich und wir tauschten uns aus, bis der letzte Bus zur Uni fuhr.
Donnerstag nach dem anstrengenden Uni-Tag packte ich erst meine Sachen und trank dann noch Glühwein mit Steffi und Lisa-Marie, bevor wir uns dann EEENDLICH auf den Weg nach Eilat machten, von wo aus wir die Grenze nach Jordanien überqueren wollten.


Los geht's!

 „Wir“ setzten uns aus 3 verschiedenen Gruppen zusammen, die sich in Eilat trennen würden. Ich reiste mit Lena, Steffi, Aida und Mette; die deutschen Jungs reisten mit Erin und Felix reiste mit seiner Schwester. Und schon ganz am Anfang ging das Chaos los, das uns das ganze Wochenende begleiten würde...
Wir warteten also auf den Bus, der uns zum Busbahnhof bringen sollte. Leider kam der einfach nicht, also riefen wir ein Taxi. Der Fahrer kam und sackte einige von uns ein, dann kam ein zweites Taxi, wir stiegen ein, ich übernahm die Konversation. Der andere Taxifahrer drehte plötzlich um, er sei von einer anderen Gruppe angerufen worden, also wechselten die anderen das Taxi und wir fuhren weiter. Unser Fahrer erklärte, der andere Fahrer sei ein „Maniak“, was soviel heißt wie Idiot.
Der Bus nach Eilat fuhr zum Glück pünktlich los, leider war der Fahrer ziemlich übermüdet und wir machten uns Sorgen, dass er einschlafen würde, was uns ein bisschen vom Schlafen abhielt. Wir kamen aber heil und sogar früher als geplant in Eilat an, so gegen 5 Uhr morgens. Nachdem wir am Busbahnhof nochmal kurz die Augen zugemacht hatten, gingen wir in die Stadt und an den Strand, Sonnenaufgang am Roten Meer und noch kurz auf eine Palme klettern.


Reinhold_in Messner_in, das bin ich!

Anschließend setzten wir uns in ein Café, bis uns nach einer Stunde jemand aufklärte, dass sie erst später aufmachen; wir gingen nach nebenan und aßen Burekkas (super leckere Blätterteigtaschen, gibt’s auch in vegan) und tranken Kaffee. Dann wollten wir ein Taxi zur Grenze nehmen; leider fand aber GENAU dieses Wochenende ein Triathlon in der Stadt statt, sodass die Fahrer die Straßen nicht benutzen konnten; wir gingen die 5 Kilometer zu Fuß. An der Grenze lief alles glatt, wir tauschten Geld, bekamen unsere Stempel und waren kurz darauf in Jordanien.


Wir trafen Mathew und Mackenzie, ein amerikanisches Pärchen, das die gleiche Tour gebucht hatte wie wir, also teilten wir uns ein Taxi nach Wadi Rum, eine kleine Beduinenstadt, von wo aus die Jeep-Touren beginnen. Dort angekommen wurden wir schon ungeduldig erwartet (später stellte sich auch heraus, warum); wir stiegen also auf den Jeep und ließen uns in die Wüste bringen. Der Tag war wirklich schön: Die fantastischen Felsformationen, die Sonne, die Felsmalereien, wir tanzten mit einer älteren Frau im Sand, die wahrscheinlich ein bisschen zu viel geraucht hatte in ihrem Leben und die später eine unreife Dattel als Gurke identifizierte und diese zum Beweis auch probierte („I can't get the taste of that thing out of my mouth“ (alte Frau)- „That's what she said“ (Mackenzie) ). Wunderbar.
Mittags leider blieb dann plötzlich unser Jeep hängen; unser guter Mohammed versuchte alles, doch trotz seines überragenden Werkzeugs (er benutzte einen Suppenlöffel) gelang es ihm nicht, den Jeep wieder in Gang zu bringen. Schließlich wurde ein neuer Jeep mit neuem Fahrer gebracht, wir aßen unseren Lunch in der Sonne. Wir machten uns ein wenig Sorgen um Mohammed, dass er vielleicht Ärger bekommen würde, weil der Jeep kaputt waren, und philosophierten noch lange darüber, ob ihn das laut Beduinengesetz wohl eine Hand kosten würde. Wir sahen ihn den ganzen Tag nicht mehr.
Danach wurden wir zu einem kleinen Tal gefahren, das wir zu Fuß durchquerten, auf der anderen Seite wartete unser Beduinenführer Salam mit Tee auf uns. Später kletterten wir noch einen steilen Felsen hoch auf eine alte Brücke, aaah, gruselig; Salam hüpfte aber barfuß auf einem Bein nach unten, um uns zu zeigen, dass es nicht gefährlich ist... Angeber!
Zum Sonnenuntergang wurden wir zu einem Felsen gefahren, von wo aus man einen super Blick hatte; als die weg war, ging es zum „Beduinenlager“, in Wirklichkeit wohl eher Beduinen-Deluxehotel mit Badanlagen (also echte Duschen und Klos mitten in der Wüste); geschlafen wurde in Bungalows mit Betten und Daunendecken und wir wurden bekocht und bewirtet in einer Sitzecke. Danach saßen wir am Lagerfeuer, zuerst wurden wir besungen, dann sangen wir. Die Gruppe hatte sich vergrößert; alle Tagesgruppen schliefen hier. Ich teilte mit eine Hütte mit Steffi, wir gingen alle früh ins Bett.




Panorama Wadi Rum (Das Tal des Mondes)




Italiener auf Kamelen... Gute Idee?


Steffilein


Von gestern oder von vor 2000 Jahren?


Mette und die Düne


Schnorpelpause


Matthew & Mackenzie


Lena und Mette und das Herz


"...einen Steinmenschen bauen!"




Talwanderung


Süßer Beduinentee mit Salam und Feisal


Daaa sind wir hochgeklettert! Zum Glück sieht man meinen angsterfüllten Gesichtsausdruck nicht


Drei Beduinen ohne Kontrabass, aber mit Matthew


Guuute Nacht!




Warten auf das Taxi in Wadi Rum mit Steffi, Aida und Lena

 Morgens wurden wir recht früh geweckt, nach dem Frühstück dann ging es zurück nach Wadi Rum, von wo aus wir den Bus nach Petra nehmen wollten. Der Bus fuhr aber heute gar nicht, weil ausnahmsweise keine Touris nach Wadi Rum wollten. Klar, was auch sonst, bei unserem Glück. Wir warteten also auf das bestellte Taxi und ließen uns nach Petra bringen. Das ist eine 2500 Jahre alte Stadt, die komplett in Fels gehauen wurde und bis heute besteht. Wahnsinn!
Hier sahen wir endlich Mohammed, unseren Fahrer vom Vortag, wieder. Er jagte uns einen riesen-Schrecken ein, weil er uns mit einer Hand in der Tasche entgegen kam - wir sahen schon unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt! Aber es stellte sich heraus, dass er nach wie vor alle Finger und Hände besaß.
Der Eintritt von 50 Euro mag gerechtfertigt sein, aber schön ist es nicht; trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, einen Führer namens Ahhhmed zu engagieren, der eigentlich Zahnarzt ist, aber teilzeit als Touriführer arbeitet. Seine Philosophie war sozusagen „Carpe Diem extreme“, nämlich schlief er maximal 5 Stunden pro Nacht (nach eigenen Angaben) und putzte sich trotz seines Berufes nie die Zähne. Dafür rauchte er fast pausenlos. Das soll gar nicht negativ rüber kommen, er war super nett und ein toller Guide!
Die ersten 800 Meter legten wir zu Pferde zurück, dann gingen wir zu Fuß weiter. Die Bewohner der antiken Stadt hatten ein echtes Wasser-Leitsystem und alle Wohnungen und Grabmähler waren in Stein gehauen worden – unglaublich!
Am beeindruckensten war das Gebäude, das „The Treasury“ genannt wird und aus „Indiana Jones“ bekannt ist; der 2500 Jahre alte Tempel ist noch fast vollständig intakt, weil er so gebaut wurde, dass Wind und Regen ihm nur wenig anhaben können. Davor warteten einige Männer mit Kamelen auf Touristen und tranken Fanta, von der die Kamele auch einige Schlucke abbekamen. Das eine Kamel versuchte immer, dem Mann die Dose zu klauen; am Ende gab er dem Tier die Dose, welches diese langsam zu einem Klumpen kaute und dann ausspuckte. Herrlich!
Am Ende der Tour bot Ahhhmed uns noch an, über eine Treppe auf die Berge zu klettern und dann oberirdisch zurück zum Eingang zu gehen. Als wir aber oben waren, fiel uns der größte Fehler des Wochenendes auf: Wir hatten nicht gewusst, dass es zwischen Israel und Jordanien eine Zeitverschiebung gibt! Es war also schon eine Stunde später!
Daraufhin beeilten wir uns, zum Eingang zurück zu kommen. Auf dem Weg trafen wir die Jungs und Erin, die es noch eiliger hatten als wir, sie fuhren noch nach Amman.



Hoch zu Pferde


Steffis Pferd im Hochzeitsgewand


Ahhhhmed, der Zahnarzt ohne Zähneputzen


THE TREASURY!!!


Witzigste Kamele  


Unser Taxifahrer, Mohammed (ja, die Namensdiversität ist hier eindeutig geringer als in Deutschland), wartete schon auf uns und fuhr uns zur Grenze. Ich saß vorne und schlief während der Fahrt ein, wobei mein hin- und her baumelnder Kopf für allgemeine Erheiterung sorgte und sogar dem sonst eher stummen Mohammed neben einem breiten Grinsen ein „you very sleep“ entlockte.
An der Grenze angekommen verabschiedeten wir uns von Mohammed und von Jordanien. Ich kaufte noch Duty Free Zigaretten (10 Euro pro Stange, durchaus machbar), dann gingen wir zurück nach Israel. Relativ willkürlich wurden wir kontrolliert; Lena und ich mussten unseren Pass abgeben, der mit einem seltsame Gerät abgetastet wurde, während Aida mehrere Minuten lang befragt wurde. Alles in allem ging es aber recht fix und wir befanden uns wieder in Eilat.
Wir gingen zu Fuß zurück zur Stadt und ließen uns nach einigem Hin- und Her im CafeCafe nieder, um ein leeeckeres Abendessen zu genießen (ich hatte Salat mit gegrilltem Gemüse). Anschließend gingen wir in die Mall, ein bisschen Shoppen (habe eine GEILE neue Sonnenbrille) und betrachteten das lustige Treiben der religiösen Juden an diesem ersten Tag von Chanukka, die ein Chanukka-Taxi gebaut hatten, aus dem laut Weihnachts-ähnliche Lieder tönten, außerdem sangen und tanzten sie in der Mall.
Um Mitternacht fuhr unser Bus zurück nach Haifa, ich konnte zum Glück ziemlich gut schlafen. Die Verbindungen in Haifa selbst waren sehr gut, wir erreichten die Uni zügig und trafen sogar noch die Gruppe, die nach Jerusalem fuhr – das hätten wir gerne vermieden, nachdem wir 3 Tage nicht geduscht hatten. Das holte ich nun nach und legte mich dann nochmal für ein paar Stunden hin.
Sonntag nachmittags bereitete ich meinen Vortrag über den Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten vor, abends spielte ich Tennis. Leider hatte ich mir während der Busfahrt oder so wohl einen Muskel gezehrt und humpelte ein bisschen vor mich hin.
Sonntagabend konnte ich selbstverständlich fantastisch schlafen – welch ein schöööööönes Wochenende!



Graffiti in Eilat mit Steffi und Albert.



No comments:

Post a Comment