Sunday, November 18, 2012

"Was ist da los bei euch?"



Mist, MistMist, 21 Tage ist es nun her, ich komme einfach nicht hinterher.. Hier ist aber auch immer was los (naja, das ist ja in Bezug auf die letzten Tage auch ein bisschen doppeldeutig).... Aber nun zurück.
Die Wochen laufen relativ gleich ab, Uni, Hausaufgaben, Tennis, mit den Mädels kochen, endlose uns tatsächlich sehr nette Diskussionen mit meiner ultrakonservativen Mitbewohnerin Daniela... Ich schreibe daher mal nicht soo viel darüber, sondern poste mehr Fotos! Tatsächlich hat sich auch herausgestellt, dass manche Mitstudierende meinerseits diesen Blog verfolgen, was mich wirklich freut, aber ich will ja auch keinen langweilen...
Vorletztes Wochenende, den 2. und 3. November, haben wir mit einer großen Gruppe in den Golanhöhen verbracht. Wahnsinnig schön, 2 Tage wandern, abends Lagerfeuer und selbst gekochtes Essen und Gruselgeschichten. Dazu unten ganz viele Fotos. Hach, wirklich schön da oben, und wir haben sogar Klippenschliefer gesehen UND den Typen, der in der US-Version von „Findet Nemo“ den Nemo spricht (jetzt kann ich's ja sagen, der ist sicher schon längst wieder in Amerika).
Das Wochenende danach war eher wenig aufregend, ich habe an meiner Kampagne gearbeitet und bin ein grooßes Stück vorangekommen, außerdem ein Haufen Hebräischhausaufgaben. Das Wetter war aber eh schlecht, darum war das alles nicht weiter wild; donnerstags war ich mit Lena im Kino, Taken2 (enttäuschend), Samstag waren Daniela und ich spazieren und wurden von einem derben Schauer überrascht, mega nass geworden, nach Hause, duschen, und naja, tatsächlich um halb 8 einfach eingeschlafen. Und ich muss gestehen: es war wunderschön! Am nächsten Tag, Sonntag, hatten wir dann unseren ersten „Field Trip“ in die Region um den See Genezareth, auf den Spuren der ersten jüdischen Siedlungen, wirklich schön, wir haben Rosh Pina besucht (auch siehe Fotos) und haben lecker scharfe Falafel gegessen in Tiberias am Kinneret (See Genezareth).
Letzte Woche habe ich endlich Bescheid bekommen wegen meines Freiwilligeneinsatzes hier, für den ich mich gemeldet habe; ab nächster Woche helfe ich einen Tag pro Woche im Tierheim aus! Ick freue mir riesig drauf!
Nun ja, und so kommen wir auch schon zum aktuellen Geschehen:

Seit Monaten fliegen im Süden Raketen aus Israel über die Grenze. Da die meisten davon eher harmlos sind und ausnahmslos alle in unbewohnten Gebieten gelandet sind bzw. von Abwehrraketen abgeschossen wurden, wurde es gar nicht weiter erwähnt. Letzte Woche hat es sich jedoch so sehr verschärft, dass die Israelische Armee (IDF, Israel Defense Forces) am Mittwoch den militärischen Führer der Hamas mit einem gezielten Angriff getötet. Ahmad Jabari war damals auch Drahtzieher der Gilad Schalit Entführung.
Nach seinem Tod wurden innerhalb einiger Stunden mehrere hundert Raketen nach Israel gefeuert, mehr als 95% in die unmittelbare Nähe des Gazastreifens. Am Donnerstag wurde jedoch ein Apartmenthaus in Kiryat Malakhi getroffen, wobei 3 Menschen ums Leben kamen. Die IDF setzte in der Zwischenzeit auf gezielte Luftangriffe auf Stützpunkte und Lager der Hamas sowie auf militärische Führungspersonen. Auch hier wurden jedoch Zivilisten getötet, darunter Kinder, in der Regel durch die Nachexplosionen, wenn ein Raketenlager getroffen wurde.
Am Donnerstag wurde bei uns in der Uni ein Treffen einberufen, die Situation wurde erklärt und die teilweise unglaublich panischen Amis beruhigt (Lieblingsfrage des Meetings: „Wenn die Situation eskaliert und wir weg müssen, was passiert dann mit unseren Noten?“). Es wurde geraten, Haifa dieses Wochenende nicht zu verlassen, aber in Absprache mit der International School durfte ich problemlos doch Freunde in Herzliya besuchen. Auf dem Weg mit zum Zug traf ich Lauren und Aaron, die mit dem gleichen Zug bis Tel Aviv fahren würden. Als wir gerade im Zug waren, fanden wir dank Smartphones heraus, dass in Tel Aviv das erste Mal seit dem Ende des Golfkrieges im Jahr 1991 der Luftalarm ausgelöst worden war. Aber nix passiert, außerdem ist die Rakete tatsächlich einige Kilometer vom Großraum Tel Aviv angekommen, wieder mal nix passiert.
Dazu muss man wissen: Israel hat ein fantastisches (!) Raketen-Abwehrsystem. 80% der Raketen werden in der Luft abgefangen. Von den übrigen 20% werden fast alle in offenes Gelände fallen gelassen. Außer in Kiryat Malakhi und heute in Ashdod wurden kaum Gebäude getroffen. In Ashdod wurde niemand verletzt.
Lauren und Aaron verließen Tel Aviv recht schnell wieder am nächsten Tag, als tatsächlich eine Rakete im Süden von Tel Aviv in offenem Gelände aufschlug; in Herzliya hat man nix mitbekommen.

Ich hatte tatsächlich ein fantastisches Wochenende, wurde von einer Familienveranstaltung zur nächsten mitgenommen, vegan bekocht, gefüttert und mit teurem Armagnac getränkt, und alle waren soooooo unbeschreiblich nett zu mir!
Nach einem faulen Samstag mit Backgammon und Fernsehen fuhr ich dann heute zurück nach Haifa.

Übrigens kommen hier keine Raketen an, auch nicht die „guten“, welche die wenigsten sind, aber es gibt sie trotzdem: Fast alle Raketen sind Qassams, die eine sehr geringe Reichweite haben. Aus dem Iran und dem Libyschen Bürgerkrieg kommen jetzt aber auch schärfere Raketen ins Spiel, die eben auch bis Tel Aviv kommen. Und bis Jerusalem.
Zum ersten Mal seit 40 Jahren wurde Jerusalem heute beschossen. Welch schlechter Schachzug. Besonders, da die Rakete in einem palästinensischen Dorf in der Nähe landete, statt im jüdischen Teil der Heiligen Stadt. Niemand wurde verletzt.

So, aber ich muss noch was loswerden zu dem Thema: Die deutschen Medien berichten unisono, dass diese ganze Aktion Netanyahu super in den Kram passt, da am 22. Januar die Wahlen anstehen. BULLSHIT. Aus zwei Gründen!
1.) Netanyahu hat keine Opposition, die ihn bedrohen würde. In Israel gibt es ein Koalitionssystem wie in Deutschland, und da er mit seinen Partnerparteien eine solide Mehrheit bildet, kann die Linke nicht mal ansatzweise hoffen, den Premier zu ersetzen.
2.) Statt wie zunächst vorgesehen 30.000 Reservisten einzuziehen, sind es nun 75.000! Alle haben Angst um ihre Söhne, Freunde, Männer, Väter. Meine Mitbewohnerin verabschiedet ihren Freund unter Tränen, Israelis werden aus dem Ausland zurück beordert, eine Bodeninitiative wird vorbereitet, auf einen Einsatz von 7 Wochen soll sich vorbereitet werden. Auf beiden Seiten werden Menschen sterben, sind schon Menschen gestorben, viele von ihnen „unschuldig“ (also zumindest nicht direkt in die Aktion verwickelt). Der Krieg kostet Millionen, wenn nicht Milliarden, die Wirtschaft ist eingeschränkt, die Campi (Mehrzahl von Campus) sind leerer, das Telefonnetz ist ständig überlastet. Es ist keine Panikstimmung, aber auch keine gute. Wahlen gewinnt man so nicht; es werden sogar Stimmen laut, dass diese Entscheidung das Einzige sein könnte, dass Bibis (Binyamin Netanyahus) Wiederwahl gefährden könnte.

Also, bitte – Blödsinn! Abgesehen davon ist die Beziehung zu Ägypten jetzt in Gefahr, die wichtigste für Israel in der Region. Gleichzeitig herrscht in Syrien an der Grenze zu Israel Bürgerkrieg. Wer würde schon in dieses Pulverfass einfach ein Streichholz werfen, wenn es nicht sein müsste!?
Versucht bitte, die immerwährend Anti-Israelische Presse mit diesem Wissen zu lesen. Gaza muss befreit werden, unbedingt, aber zuerst einmal von der Hamas, damit Gespräche möglich werden.
Besonders seit dem Angriff auf Jerusalem sind übrigens auch viele arabische Staaten sauer auf die Hamas, und sogar der arabische Sender Al-Jazeera hat einem Isralischen Sprecher der IDF eine halbe Stunde Sendezeit eingeräumt, alles auf Arabisch; die Hamas-Leute waren ziemlich sauer.

Ich hoffe, es ist bald wieder ruhig. Wisst mich aber sicher, oben auf dem Berg im hohen Norden! Und seht euch die Nachrichten am besten auf israelischen Seiten auf Englisch an.

Hier ein paar Seiten mit Berichten über „Operation Pillar of Defense“:
http://abcnews.go.com/International/israel-targets-hamas-headquarters/story?id=17746272#.UKgKqocUnTB

http://www.ynetnews.com/

http://www.timesofisrael.com

http://www.israeltoday.co.il/

http://www.jpost.com/

Und nun, meine Lieben, werde ich schlafen gehen. Gute Nacht! Ich hoffe, ihr hattet ein ebenso schönes Wochenende wie ich! Morgen mache ich mich dann an meine MidTerm-Paper.



 Mittach!

 Men at Work (feat. Daphne)
 See Genezareth





 Yisrael erklärt die Welt









 Fiesester Aufstieg, aber wir haben es geschafft
 Die letzten Reste an die Hungrigen verteilen geht am besten mit dem Trommeltanz. Und schon geht mir ein besonders prächtiges Exemplar (Lisa-Marie) ins Netz!


 Schwimmpause
 Kaaaaalt!!!


 Coca-Cola auf Hebräisch
 Massage à la Daniela

US-Wahlen Live-Viewing

Rosh Pina

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