Saturday, February 16, 2013

Endspurt, ab geht die wilde Fahrt!

Sorry. SORRY. Es tut mir leid. Ich war mir nicht bewusst, dass es doch viele Menschen gibt, die mich lesen. Danke dafür! Und eben Sorry.
Denn diesmal habe ich es einen ganzen Monat nicht geschafft, was zu schreiben. Am Anfang dachte ich, es gibt ja auch nicht so viel zu erzählen. Und dann ist soo viel passiert, dass ich einfach keine Zeit mehr hatte.
Genug nun der billigen Ausreden, und frisch ans Werk. Puh!
Mein letzter Eintrag ist vom 16. Januar. Ich durfte ja bis zum 23. in den Dorms bleiben, hatte also noch eine Woche ein Dach überm Kopf. Das Gesprächsthema hier waren vor allen Dingen die anstehenden Wahlen - am 22. Januar wurde die neue Zusammensetzung der israelischen Knesset festgelegt. An jenem Tag traf ich mit mit Elisa in der Nähe von Tiberias am See Genezareth. Nach einigen Startschwierigkeiten (wir fanden uns nicht direkt) gingen wir los zu einer Moshav, in der Ausritte angeboten wurden. Leider ist der Wahltag hier ein Feiertag und alle Pferde waren ausgebucht. Wir ließen uns einen anderen Hof empfehlen, wir riefen an und uns wurde ein Ausritt und ein guter Preis angeboten. Zufrieden liefen wir los in Richtung des zweiten Hofes in der Moshav Ramot. Die Sonne schien, und die Landschaft auf der Seite des Golan vom See Genezareth aus ist noch schöner als die andere.
Wir wurden bald von einem Auto mitgenommen, leider wusste keiner von uns die Richtung, und nach kurzer Zeit war klar, dass wir vollkommen falsch waren. Wir stiegen aus, kein Problem, wir haben Zeit, und gingen an mehreren Minenfeldern vorbei (die sind gut ausgeschildert keine Sorge) an der Straße entlang auf der Suche nach einem neuen Gefährt. Endlich wurden wir von zwei sehr netten Typen mitgenommen, die erstmal nach Katzrin wollten, zum Weingut. Da hatten wir natürlich nichts dagegen, und so wurde uns der frühe Nachmittag durch eine kostenlose Weinprobe versüßt. Wir kauften sogar noch 2 Flaschen (eine für uns für später und eine für Rafael und Chen) und wurden von den netten Herren tatsächlich einen Umweg von etwa 15 Kilometern bis zur Ranch gefahren, auf einem Hügel am Ende der Moschav.
Dort begrüßte und Udi, der auch gleich die Pferde holte, uns noch kurz Reitkappen organisierte und dann auch schon mit uns losritt. Es wird hier ja immer so früh dunkel, und wir wollten die Zeit vor der Dämmerung nutzen.
Ich saß zum ersten Mal seit etwa 7 Jahren auf einem Pferd, aber alles easy, die Gute kannte das ja schon. Im Sonnenuntergang ritten wir also über die malerischen Hügel mit Blick auf den See Genezareth, unterhalten von Udi, der uns über den Krieg und über Männer im Allgemeinen aufklärte.
Reiten im Sonnenuntergang

Als wir zurück kamen, öffneten wir den Wein (wir boten Udi und seiner Frau auch an, und sie teilten sich ein Glas) und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Die Mutter einiger Reitschüler nahm uns mit bis zur Hauptstraße, zwischendurch telefonierte sie mit ihren älteren Sohn und fragte, ob er auch schön gewählt habe. Er gab an, für "Aleh Yarok" gestimmt zu haben, quasi der "Grüne Aufstieg" (eine Partei, die für die Legalisierung von Marihuana ist. Sie hatten noch nie einen Sitz in der Knesset, treten aber jedes Jahr wieder an), was die Mutter lobte (wie cool ist das denn?). Elisa und mir war in der Zwischenzeit aufgefallen, dass wir beide etwa gegen 7 Uhr morgens, also vor fast 12 Stunden, zum letzten Mal etwas gegessen hatten und der Wein daher ungehindert seine Wirkung tat. An der Straße angekommen waren wir dementsprechend beschwipst und beschlossen, in Tiberias etwas essen zu gehen. Die Frau, die uns bis Tiberias mitnahm, fuhr sogar bis Haifa, aber ich hatte noch keine Lust auf Zuhause, also stiegen wir beide am Stadteingang aus. Als ich mir Zigaretten kaufte, legte der Verkäufer strahlend ein Feuerzeug dazu: "Matana" - Geschenk, wie süß. Wir kauften uns eine Falafel und Bier und gingen zum Hafen. Leider waren alle Stege mit Türen versehen, die abends abgeschlossen waren. Neben den großen Stegen gibt es noch kleine Treppen, die ins Wasser führen, ebenfalls verschlossen. Todesmutig kletterte ich um die Absperrung herum und wähnte mich schon als Eroberin der Treppe, als ich bemerkte, dass meine Schuhe irgendwie klebten. Hahaha, Joke's on me, die Treppe war frisch gestrichen.
Bei der nächsten hatten wir mehr Glück, wir kletterten an der Absperrung vorbei (es war jetzt nicht soo schwer, aber wir waren natürlich betrunken) und setzten uns ans Wasser. Nach der Falafel und dem Bier musste natürlich auch die zweite Flasche Wein dran glauben. Ich schrieb Dror eine SMS mit der Frage, wann der letzte Bus nach Haifa führe. Er schrieb "vor 10 Minuten..." und Elisa lud mich spontan ein, bei ihr in Jerusalem zu schlafen. Als sich Drors SMS als Witz herausstellte (etwa eine Minute später) war der Plan bereits fest, und so fuhren wir gemeinsam mit dem Bus um 9 nach Jerusalem. Wir waren gespannt auf die Wahlergebnisse und belästigten diverse Freunde mit SMS, die uns jedoch alle noch nichts sagen konnten. In Jerusalem, wo sich die Knesset ja befindet, wollten wir noch auf eine Wahlparty gehen, waren in allerbester Stimmung... Und schliefen ein. In Jerusalem angekommen waren wir beide völlig verpennt und immer noch betrunken, also nahmen wir einfach den nächsten Bus zu Elisa und gingen direkt ins Bett.
Am nächsten Tag standen wir spät auf, Elisa zeigte mir eine israelische Tierrechtsgruppe namens 269Life (bitte googeln!) und wir beschlossen spontan, uns die Nummer auf den Fuß tättowieren zu lassen. Wir fragten später in der Stadt nach Preisen, aber es gab keine freien Termine mehr.
Morgens hatten wir vegane Schokocookies gemacht, die wir unseren Fahrern vom Vortag schenken wollten, die uns nämlich erzählt hatten, sie seien heute in Jerusalem, in einer Gallerie namens Chai 18 im jüdischen Viertel der Altstadt.
Wir aßen noch in einem leckeren Restaurant in der Jaffostreet und gingen dann in die Altstadt. Leider fanden wir die Gallerie nicht, und als es dunkel wurde, aßen wir die Kekse einfach selbst. Ich fuhr mit dem Bus um 7 zurück und traf mich in Haifa noch mit Violetta auf ein paar Bierchen, weil sie am Samstag fuhr und ich ja eigentlich schon ausgezogen sein sollte. Violetta, die im Übrigen einen viel besseren Blog schreibt als ich ( http://violettainisrael.wordpress.com/ ) und ich unterhielten uns sehr lange sehr gut, und ich war wirklich fertig, als ich in den frühen Morgenstunden ins Bett fiel.
Lange konnte ich jedoch nicht schlafen, denn am Donnerstag musste ich nun tatsächlich raus. Ich brachte meine Bücher zur Post und war damit schonmal eine Menge Gepäck los (immerhin 6,7 kg) und putzte das Zimmer nochmal kurz durch (nachdem ich es selbst vollkommen dreckig in Empfang genommen hatte, gab ich mir jedoch zugegebenermaßen nicht sonderlich Mühe). Mittags hatte ich eine Mitfahrgelegenheit nach Rishon le Ziyon zu Dror, wo ich meine Sachen lassen würde. Die Busfahrt in die Stadt nervte schon ziemlich, es war heiß, ich war müde, meine Sachen waren schwer. Dafür wurde ich fast bis vor die Haustür gefahren.
Nachdem ich meine Sachen los war, fuhr ich nach Tel Aviv. Elisa und ich trafen uns am Dizengoffplatz und aßen erstmal den super leckeren Humus von Abu Gosh. Ich hatte Elisa veganes Tiramisu mitgebracht und sie verfiel in eine kleine Fressnarkose, was uns aber nicht davon abhielt, unsere Tättooidee umzusetzen. Elisa hatte schon ein Studio gefunden, nach kurzer Wartezeit und etwas Verhandlung (von 60 auf 40 Euro pro Person) ging es ins Untergeschoss. Der Tättowierer sprach weder Englisch noch Hebräisch sondern nur Russisch, trotzdem fühlten wir uns sicher. Elisa fing an und hielt sich trotz der Tatsache, dass ihr Gesicht alle Farbe verlor, sehr tapfer. Wir zerquetschten gegenseitig unsere Hände, waren aber seeehr happy mit dem Ergebnis.
Wir tranken noch ein Bier und dann traf sich Elisa mit ihrer Freundin Rose, während ich noch eine halbe Stunde mit Ori abhing und dann nach Rishon zurückfuhr, wo ich den Abend fernsehguckenderweise mit Dror verbrachte.
Freitag fuhr ich nach Petah Tikwa, um endlich die H&M-Hose zurückzugeben. Ich bekam nur einen Gutschein, aber immerhin. Ich schaute mir die Mall an und kaufte "Brooklyn Follies" von Paul Auster (letzte Seite rausreißen, dann ist es ein GENIALES Buch). Damit setzte ich mich in ein Café, bestellte einen Salat und ließ die Welt um mich herum in Shabbat verfallen. Mit dem letzten Bus kam ich bis ins Stadtzentrum von Rishon, von dort ging ich zu Fuß zu Dror. Die Sonne ging unter, die Läden waren leer und abgeschlossene, die Cafés voller junger Menschen. Schön!
Am nächsten Morgen trampte ich zu Rafael und Chen, die mir angeboten hatten, dass ich in der Zeit zwischen Haifa und Besuch (am 4. Februar ist Jan gekommen) bei ihnen wohnen könnte. Ich fand recht schnell jemanden, der mich den ganzen Weg mitnahm und nebenbei noch versuchte, mir Russisch beizubringen. Wunderbar.
Samstag und Sonntag waren chillig, ich verbrachte viiel Zeit mit Mokka, der wunderbaren Hündin von Rafael und las in der Sonne. Montag fuhr ich nach Jerusalem zu Elisa. Wir trafen uns auf dem wunderbaren Markt, tranken Kaffee und kauften fürs Abendessen ein. Später kochten wir uns tranken Bier und unterhielten uns mit Elisas Mitbewohner Gal, der uns Fotos aus Hiroshima zeigte.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Bethlehem, sahen uns die Graffities an der Trennungsmauer an, aßen Humus und besuchten die Geburtskirche, wo uns der Hausmeister das Lachen untersagte. Anschließend fuhren wir nach Hebron, dieses Mal in den arabischen Teil. Wir gingen über den Markt, durch die Altstadt, zum Grab von Abraham. An dem Grab verläuft die Grenze zwischen arabischer Stadt und jüdischer Siedlung, wir gingen in die Moschee, wo wir in den letzten 5 Minuten vor dem Abendgebet durchgeschoben wurden und mit den obligatorischen Verhüllungsgewändern witzige Fotos machten.
Auf dem Rückweg gingen wir in einer Mall auf die Toilette. Auf der gleichen Ebene saßen 2 and a half men (haha), also 3 Typen zwischen 17 und ungefähr 40. Sie rauchten Shisha und wir fragten, ob wir probieren durften. Wir wurden sofort eingeladen, da aber kam die Security und wollte das Ganze schon verbieten. Schließlich bekamen wir unsere eigenen Stühle und Tee, wir boten Baklava an und alles war gut.
Anschließend wurde uns sogar noch ein quasi privates Taxi nach Jerusalem organisiert, nur 50 Shekel für 2 Leute (10 Euro für eine etwa 45 minütige Fahrt, das ist echt nix!) und wir kamen problemlos über den Checkpoint zurück in die Altstadt. Witzigerweise war die ganze Zeit über Hebräisch die gemeinsame Sprache gewesen, auf dem Markt und auch mit unseren neuen Freunden, und sie alle freuten sich, mit uns zu sprechen und schwärmten davon, einmal in Haifa zu leben. So viel Harmonie, ya Allah!
In Jerusalem machten wir wieder den gleichen Gemüseauflauf vom Vorabend (war halt so lecker) und gingen recht früh pennen. Am nächsten Morgen fuhren wir nach Tel Aviv, um an einer Tour der Gruppe "Machsom Watch" (Checkpoint-watch) in der West Bank teilzunehmen. Der Slogan lautet "Women against the occupation" und die Gruppe besteht größtenteils aus älteren Frauen, die Aufklärungsarbeit leisten. Leider war auch der Rest der Gruppe ziemlich alt, was uns zu den Küken machte, aber die Themen waren sehr interessant. Wir fuhren zu verschiedenen "Agricultural Checkpoints", wo Palästinenser durch die Grenze zu ihren Feldern gelangen. Die Tore sind oft nur zu bestimmten Zeiten geöffnet, teilweise auch nur zu bestimmten Jahreszeiten, und oft genug können Bauern ihre Felder gar nicht mehr erreichen.
Die Gruppe entbehrte einer gewissen Komik nicht, als uns ein palästinensischer Blumenhändler seine Geschichte erzählte und die erste Frage lautete, ob denn noch Zeit für ein bisschen Shopping sei. Der Bus voller Blumen fuhr zum Mittagessen (Falafel) und anschließend zum Haus einer Familie, die quasi auf der Grenze zwischen jüdischer Siedlung und Palästinensergebiet wohnt. Das Haus liegt auf der Seite der Siedlung, wird aber durch einen dicken Sicherheitszaun mit Stacheldraht davon getrennt. Sie haben ihre eigene Tür im Grenzzaun, durch die sie ins Palästinensergebiet kommen. Sie haben einen Schlüssel, die Tür ist aber Kameraüberwacht, das heißt, sie können andere Menschen nur mit Genehmigung mit hinein bringen. Die Frauen nennen dieses Haus "The Occupation in a Nutshell".
In Tel Aviv trennte ich mich von Elisa und fuhr mit einigen Umwegen zurück zu Rafael und Chen. Wir saßen am Feuer und aßen Trockenfrüchte (an dem Wochenende war Tubischwat, das jüdische Fest des Pflanzens, da isst man die immer) und ich ging später noch mit Chen und einem Freund (Liroi) etwas trinken.
Donnerstag verpasste ich Mokka eine Flohkur und bewachte sie den ganzen Tag, damit sie sich diese nicht ablecken konnte. Ich saß in der Sonne und schrieb tatsächlich an meiner Hausarbeit herum! Abends kochte ich Zwiebelsuppe und machte Olivenciabatta.
Freitagabend fuhren wir in das arabische Restaurant, das Wetter war beschissen aber der Humus super. Den Samstag verbrachten wir in Tel Aviv und tranken abends etwas zu viel Bier. Schön!
Sonntagnachmittag ging ich mit Chen und den Hunden spazieren, abends machte ich Gemüsekuchen. Montagabend nach dem Essen brachte mich Rafael zum Bus Richtung Flughafen.
Jan kam ziemlich spät aus der Kontrolle, er wurde tatsächlich 2 Mal befragt, der Arme. Mit dem Zug fuhren wir nach Tel Aviv und gingen zu Fuß Richtung Hostel. Am Rabinplatz hielten wir für ein veganes Shawarma und eine Zigarette, am Hostel kamen wir gegen halb 3 an. Netterweise hatte man uns eine Nachricht an die Tür gepinnt, der Schlüssel erwartete uns schon und wir bezogen das Zimmer.
Am nächsten Morgen nach einem Kaffee gingen wir zum Strand, und nach einer langen Unterhaltung mit einem munteren Flötenspieler ließen wir uns auf Humus bei Abu Gosh nieder.
Nachmittags fuhren wir nach Jerusalem, wir trafen Elisa auf dem Markt und kamen auch bei ihr unter. Bei einem Bier auf dem Balkon skypten wir noch mit ihren Freund Matze und dessen Katze in Deutschland.
Mittwoch sahen wir uns die Altstadt an. Leider konnten wir nicht zu Elisa zurück, da die ihr Zimmer schon weiter vermietet hatte und die Neue sich spontan entschied, doch Mittwoch statt Freitag zu kommen. Wir fanden über Couchsurfing einen Platz bei Eyal, der in einem Wunderschönen Häuschen am Hang des Mount Herzl wohnt. Wir schauten Fußball und tranken Tee. Am nächsten Morgen mussten wir früh los, wir nahmen an einer Tour in den South Hebron Hills teil, wieder von Break the Silence, der Gruppe ehemaliger Soldaten, die über die Besetzung aufklären. Lena war auch dabei.
Wir wurden auf dem Hinweg tatsächlich kontrolliert, das passiert sonst nie, aber offensichtlich war den Sicherheitsleuten langweilig. Zudem kamen beim Jungvolk ständig sinnfreie politische Diskussionen auf, was das Ganze zusätzlich verzögerte. Dennoch war die erneute Aufklärung über politische Willkür und den Übergriffen beider Seiten sehr interessant, wir bekamen auch ein Heft mit verschiedenen Berichten von Soldaten, die im Westjordanland gedient hatten.
Weil der Tag schon so schön war, gingen wir anschließend noch mit Elisa nach Yad Vashem, das Holocaustdenkmal und Museum. Gruppen von Pfadfindern warteten vor dem Eingang auf den Bus und waren gut drauf, so viel Lachen klingt komisch an einem solchen Ort.
Abends kamen wir bei Oznat unter, der Freundin von Rotem, bei der ich ganz am Anfang mal gewohnt habe. Sie und ihre Mutter arbeiteten an einem 1000 Teile Puzzle. Wir wurden sofort mit Arak versorgt und ich freute mich total, Oz endlich mal wieder zu sehen. Mit ihrer Freundin Naim gingen wir abends noch was trinken, erst in der Stadt, dann in der Kneipe, in der ich beim letzten Mal mit Oz war. Dort wollte mich gleich am Anfang ein betrunkener Fremder entführen, später wurde Oz noch von einem mutigen Ritter angesprochen, den sie freundlichst abwies.
Am Freitag wollten wir eigentlich mit Elisa nach Jenin, kamen aber auf Grund der späten Stunde nur bis Ramallah. Wir sahen das Grab von Arafat, den Markt und gingen dann in der Stadt Essen. Der Zufall führte uns in ein wunderschönes Restaurant, in den derselbige auch eine Freundin von Elisa führte, die sich nur allzu gerne von ihren Begleitern losriss und mit uns ein Bier trank.
Jan und ich wollten eigentlich in Bethlehem in einem Flüchtlingslager pennen, aber es fuhr kein Bus mehr. Mit Müh und Not kamen wir alle zurück nach Jerusalem, ich rief Oz an, die uns später abholte. In der Zwischenzeit machten wir es uns mit Bier und salzigem Popcorn auf einer Bank gemütlich. Bei Oz zuhause puzzelten wir noch ein bisschen und gingen dann ins Bett.
Samstag fuhren wir von Ostjerusalem aus nach Bethlehem und Hebron. In Hebron entschieden wir uns, nach einer Tour durch die Altstadt (wo es die allerbesten Baklavas gibt) auf die jüdische Seite zu wechseln, um einen Bus nach Jerusalem zu bekommen. Gegenüber der Bushaltestelle standen zwei Soldaten, die uns nett den Weg erklärten.
Die Straße an der Bushaltestelle ist eine der wenigen in Hebron, die von Juden und von Arabern benutzt wird. Wir beobachteten ein paar ziemlich gewalttätige jüdische Kinder, die sich erst mit Stöcken schlugen und dann ein Feuer machten. Später kamen 5 oder 6 arabische Kinder zu uns. Mein erster Gedanke war "süß", aber das änderte sich sofort. Die älteren hatten noch ein bisschen Respekt und entschuldigten sich, aber die jüngeren hatten keine Skrupel. Als wir es ablehnten, ihnen Zigaretten zu geben, versuchten sie (beinahe erfolgreich) unsere Taschen zu klauen. Die Soldaten halfen uns schließlich und sagten den Kindern, sie sollen weggehen. Die Kinder hatten zwar keine große Angst vor den Soldaten und schrien und traten in deren Richtung, hauten jedoch danach ab (nicht ohne noch einmal in unsere Richtung zu spucken), um sich gegenseitig mit Steinen zu bewerfen. Krass! Auf der Busfahrt im Egged-Bus mit Panzerglasscheiben musste ich die ganze Zeit an die Kinder denken und was die Situation aus ihnen macht. Auf beiden Seiten.
Nach dem Abendessen in Jerusalem fuhren wir zurück zu Oz.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf und fuhren mit dem Bus nach Ne'ot HaKikar, einer kleinen Moschav südlich des Toten Meeres. Da wir von unseren Wüstencamp nicht wie erhofft eine Tagestour ans Tote Meer machen konnten, erkundeten wir die Umgebung, spielten Stadt, Land, Fluss und tranken Wein am Lagerfeuer, das uns der (deutsche) Typ vom Camp machte. Wir schliefen auf Matratzen in einem Beduinenzelt und standen wieder früh auf, mit der Mission, endlich wieder auf dem Toten Meer zu treiben. Wir trampten also nach dem Frühstück los und kamen auch schnell voran, unter anderem mit einem sehr aufdringlichen Verehrer ("Darf ich dich auf eine Reise einladen? Darf ich dein Piercing anfassen?") und einem leeren Reisebus. Direkt neben dem kleinen Checkpoint gingen wir ins Wasser, in sicherer Entfernung der Schilder, die vor Treibsand warnten. Wir rieben uns mit dem guten Schlamm ein und ließen uns auf dem salzigen Wasser treiben, dann stellten wir uns wieder an die Straße.
Wir wurden direkt bis kurz vor Tel Aviv mitgenommen; anscheinend hatten wir aber mit dem Schlamm nicht dessen Geruch abgewaschen, denn unser Fahrer wurde plötzlich zum emsigen Stoßlüfter. Wir machten einen Zwischenstopp in Jerusalem am Markt. Am Ende ließ uns der Gute netterweise direkt auf der Autobahn raus, wo es direkt neben uns auch noch fast zum Unfall kam. Wir hatten aber Glück und kamen mit dem nächsten Fahrer direkt bis nach Haifa, sodass wir am Ende für eine Reise durch halb Israel (wirklich!) nur 6,60 bezahlten - in Shekel!
Wir fuhren mit Lena zur Uni und besuchten meine alte WG, wo wir direkt bekocht wurden. Nach einer ausgiebigen Dusche fühlten wir uns wieder lebendig, zudem konnten wir unsere Sachen waschen und trocknen. Abends gingen Jan, Daniela und ich mit Greta und deren Freund ein Bier trinken (bzw. Greta und ich teilten uns eine Flasche Cabernet Sauvignon, der beste Wein Israels). Greta überließ uns für die Nacht ihr Zimmer.
Am nächsten Morgen gingen Jan und ich die Bahai-Gärten angucken, die leider nur teilweise geöffnet waren. Dann frühstückten wir in der Deutschen Kolonie und fuhren anschließend mit Lena zusammen nach Tiberias. Über Couchsurfing hatten wir Haner gefunden, der im Kibbutz Kinneret (Kinneret ist der See Genezareth aus Hebräisch) lebt. Zu ihm fuhren wir und er zeigte uns die Plantagen, die das Kibbutz umgeben. Abends überließ er uns sein Haus, und nach einem Abendessen im Nachbarkibbutz (zu dem eine riesige Mall gehört, mitten im Nichts) fuhr Lena nach Haifa zurück. Jan und ich unterhielten uns noch lange, dann machten wir es uns auf den Sofas bequem (irgendwie war es uns beiden unangenehm, das Bett zu benutzen) und schliefen.
Mittwoch war mein großer Tag, mein Bewerbungsgespräch bei der Friedrich Ebert Stiftung in Herzliya, bei Tel Aviv. Wir trampten morgens nach Tiberias und tranken Kaffee am Hafen. Danach wollten wir den Bus nehmen, fanden aber ein Sherut (ein Kleinbus), der günstiger war und schneller, sodass wir schon um 13 Uhr in Herzliya landeten (der Termin war um 3). Auf dem Weg trafen wir auf einem Zebrastreifen zwei Leute mit vielen Briefen in den Händen. Die Frau fragte mich "Sprichst du Deutsch? Bist du Frauke?" und war ganz begeistert, da sie mich wohl von meiner Bewerbung erkannt hatte. Ihr Begleiter erinnerte sie daran, dass sie sich mitten auf der Straße befand, aber ich fand Adriana gleich sympathisch.
Wir setzten uns auf eine Bank neben einem Spielplatz in der Nähe des Bürogebäudes und vertrieben uns die Zeit mit Lesen uns Telefonieren.
Ich fand das Büro schließlich sehr schnell, wartete kurz und traf schließlich den Leiter Ralf Hexel. Das Gespräch verlief gut, bis auf eine sehr peinliche Stelle, an der ich mich genötigt sah, Herrn Hexel zu erklären, wer denn nun Dschabari gewesen ist, weil ich eine Frage falsch verstanden habe. Am Ende sagte er aber "Ich glaube, es ist okay, wenn wir Ihnen das Praktikum anbieten", also juhuu, Israel 2014, Kinder! Noch ist nicht alles niet- und nagelfest, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich den Job habe.
Mit Jan fuhr ich danach zu Dror nach Rishon le Ziyyon, wir kauften ein und kochten für ihn und seinen Mitbewohner Daniel (wobei unsere Idee, einen Auflauf zu machen, nicht an der Tatsache scheiterte, dass es keinen Ofen gab - solche Kleinigkeiten lassen sich umgehen). Wir sahen noch ein wenig fern und fielen dann müde ins Bettchen.
Donnerstag fuhren wir erst recht spät los, sahen uns das wunderschöne Jaffo an und machten einen stolzen Spaziergang durch die Stadt. Am Ende setzten wir uns mit Bier und Falafel an den Strand und genossen den Rest vom Sonnenuntergang. Als wir beinahe ausgeraubt wurden (zumindest sind wir ziemlich sicher, dass die Jungs uns beklauen wollten) verzogen wir uns für den Rest des Bieres auf die belebte Promenade und fuhren anschließend zu Dror zurück.
Freitag trafen wir uns in Tel Aviv mit Ori und einem Freund. Wie immer war der Gute im Stress und beschäftigt, sodass sich das Treffen auf etwa eine halbe Stunde beschränkte, aber immerhin. Danach gingen Jan und ich in Richtung Busstation zurück. Der Bus nach Rishon fuhr leider nur bis zum Ortseingang ("Lama lo scha'alt oti" - warum hast du mich nicht gefragt? doofer Busfahrer), aber wir erwischten vor Shabbatbeginn noch einen anderen Bus bis zur Innenstadt. Leider ging unser Plan, downtown noch Falafel zu essen, nicht auf, da alles zu war, sodass ich uns bei Dror erstmal Pasta und Salat bereitete. Jans Taxi sollte um 2 Uhr nachts kommen, die Wartezeit vertrieben wir uns mit Filmen. Um halb 2 klingelte mein Handy, der Typ war schon da. Und anscheinend sprach er kein Wort Englisch, wie schön! Aber Jan hat ja ein bisschen was gelernt.
Bier trinken mit Jan und Oz

Abu Gosh Humus Tel Aviv

Jan in Jerusalem

Grabeskirche

Felsendom

Damaskustor

Mount Herzl

South Hebron Hills Tour

Picknick vor Yad Vashem

Das Grab von Yassir Arafat

Restaurant Ramallah

Bethlehem

Geburtskirche

Hebron Altstadt





Wüstencamp

Gestellt, aber gut!

Beduinenzelt

Totes Meer und Schlamm

Trampen auf der Autobahn

Bahaikrams

Tiberias

Kibbutz Kinneret

Jaffo

Jaffo mit Blick auf Tel Aviv



Auch nochmal kurz mitgenommen: Den Tel Aviv Marathon

Beste Katze

Bibi in Bestform


Jan ist nun also weg, es ist Samstag, gleich fahre ich los, um Sonja abzuholen. Den ganzen Tag habe ich jetzt mit diesem Blog zugebracht, aber es ist vollbracht! Wer es bis hierhin geschafft hat, Respekt! Und dafür wirst du nun mit dem besten Israelwitz aller Zeiten belohnt:

Kommt eine Amerikanerin zu mir, als ich in den besetzten Gebieten vor der Toilette auf Elisa warte. Sie: "Can I use the toilet?" Ich: "Sorry, it's occupied."

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